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Weihnachtsland

Himmlische Botschaft
 

 „Wenn es dich nicht gäbe...", seufzte der fünfjährige Werner, als er seinen Teddy an sich drückte. Wie zerbrechlich er doch war, als er in diesem Moment im dunkelblauen Schlafanzug vor seinem Bettchen stand. Und doch hatte es das Schicksal gar nicht gut mit ihm gemeint.

Das wusste jeder, der diesen kleinen Jungen kannte ...

„Was wäre, wenn es mich nicht gäbe?" Neugierig sah ihn sein Teddybär mit seinen großen, braunen Knopfaugen an.

„Dann ... - dann ...", stotterte der Kleine vor sich hin.

Wie sollte er dem Teddy auch erklären, dass er sich dann ganz allein auf dieser Welt fühlen würde?

Die Äuglein des Kindes füllten sich mit Tränen.

Seit seine Mutti für immer weggegangen war hatte er das Gefühl fast ganz allein auf dieser großen, und auf ihn bedrohlich wirkenden Welt zu sein.

So sehr vermisste er seine Mami.

Doch der einzige, dem er sich anvertrauen konnte war sein Teddy, den er zur Taufe geschenkt bekommen hatte.

Aber das wusste der Teddybär noch nicht.

Denn Werner hatte es ihm bis dahin weder gesagt noch gezeigt.

Deshalb fragte dieser ihn noch einmal „Was wäre, wenn es mich nicht gäbe?"

„Dann hätte mich gar keiner mehr lieb. Denn außer dir ... - du hast mich doch lieb, oder???"

„Natürlich habe ich dich lieb, aber sag mir mal. wie kommst du nur auf einen solchen Unsinn?"

Bei dieser Frage schüttelte der Teddybär bedächtig seinen flauschigen, braunen Kopf.

Schließlich hatte er es oft genug erlebt, wie sehr der Papa von Werner seinen kleinen Sohn liebevoll in die Arme nahm.

„Das ist kein Unsinn!"

Es passte Werner überhaupt nicht, dass sein Teddy behauptete er würde Unsinn reden.

Deshalb schaute er ihn auch ganz ärgerlich an, bevor er ihn fragte: „Oder kennst du einen, der mich wirklich lieb hat?"

„Werner, ich habe dich sehr lieb. Aber ich bin nicht der Einzige, der dich lieb hat."

„Wie meinst du das? Wer sollte mich denn noch lieb haben???"

„Zum Beispiel dein Vater, merkst du das denn gar nicht?"

„M ... mein Papa???" Wie wild schüttelte Werner seinen kleinen schwarzen Schopf.

„Doch Werner, dein Papa hat dich sogar sehr lieb!"

Unmissverständlich gab der Teddy das seinem Besitzer bekannt.

„Aber du, du machst es ihm gar nicht so einfach dir das zu zeigen."

„Das glaube ich dir nicht! Wenn mein Papa mich lieb hätte, dann hätte er Mutti niemals weggehen lassen. Und bis heute hat er mir nicht einmal ehrlich gesagt wo sie hingegangen ist ..." Nachdenklich kratzte sich Werner bei diesen Worten, wie ein Erwachsener, an seinem Lockenkopf.

„Kannst du mir nicht sagen wo meine Mami geblieben ist?"

„Aber Werner, das weißt du doch. Dein Papi hat es dir doch schon sooo oft gesagt. Deine Mami ist im Himmel. Der liebe Gott hat sie dorthin geholt."

„Und was macht sie da? Wieso ist sie nicht bei mir geblieben? Sie muss doch wissen, wie sehr sie mir fehlt. Ich brauche sie doch so sehr ..."

Ganz dicke Tränen bahnten sich bei diesen Worten ihren Weg über die Wangen des kleinen Buben. Und es hätte einen Stein erweichen können, wenn er es gesehen hätte.

Dabei schluchzte Werner todunglücklich vor sich hin, versuchte sich aber gleich wieder zu fassen. Denn in der Regel war er nicht bereit anderen seine Trauer zu zeigen.

In diesem Moment aber konnte er gar nicht anders, als seinen Tränen freien Lauf zu lassen. Zu sehr quälte ihn der Verlust seiner geliebten Mutti.

„Deine Mutti wird immer bei dir sein, wenngleich du sie auch nicht mehr sehen kannst", erklärte der Teddybär daraufhin tröstend dem Jungen, in der Hoffnung darauf, dass dieser ihn verstehen möge.

Das aber war ausgeschlossen, denn Werners Trauer war dazu viel zu groß.

„Was erzählst du mir da?" wollte Werner deshalb von seinem Teddy wissen. „Wie kann sie bei mir sein? Sie kam doch aus dem Krankenhaus gar nicht mehr zu mir zurück! Aber wenn sie mich wirklich lieb hätte, dann hätte das doch nicht passieren können. Die Muttis von allen anderen Kindern, die ich kenne, kommen doch auch immer wieder zurück, nur meine nicht. Wieso nicht???"

„Werner, du weißt es doch. Wie oft hat dein Papi dir das schon erklärt ..."

Abrupt unterbracht der kleine Junge seinen Teddybären.

„Ich glaube ihm aber nicht! Das letzte Mal, als ich meine Mutti gesehen habe, hat sie mir doch noch ganz fest versprochen bald wieder bei mir zu sein. Und sie hat mich doch bis dahin noch niemals beschwindelt! Warum also sagt mir mein Papi nicht die Wahrheit?"

„Dein Papa hat dich nicht beschwindelt, ganz sicher nicht. Der liebe Gott hat deine Mutti zu sich gerufen, weil sie sehr krank war. Er möchte nämlich, dass es ihr gut geht."

„Das möchte ich auch, und deshalb hätte sie nicht weggehen müssen."

Kopfschüttelnd betrachtete der Teddybär den Buben und fragte sich, wie er ihm wohl beibringen konnte, was geschehen war.

„Warum ist meine Mutti nicht einfach wieder gesund geworden und hier geblieben?"

Hartnäckig forderte der kleine Werner jetzt von seinem Teddy Antworten auf seine Fragen.

Wie lange schon trug er seine Fragen mit sich herum.

Seinen Papa danach zu fragen, das hatte er sich bis dahin nicht getraut. Denn instinktiv hatte er längst gemerkt, dass sein Papi genauso unglücklich war wie er selbst.

Doch wahrhaben wollte Werner das deshalb noch lange nicht.

„Werner, es gibt Krankheiten die einen Menschen nicht wieder gesund werden lassen, und der Krebs, den deine Mutti hatte, gehört dazu."

Traurig, es dem Buben nicht besser erklären zu können, schaute der Teddybär dem Kind bei diesen Worten ins Gesicht.

„Das kann nicht sein, der Krebs ist doch keine Krankheit, sondern ein Tier das am Meer lebt", parierte daraufhin sofort Werner. „Das hat uns doch die Petra gestern erst im Kindergarten erklärt. Also was erzählst du mir da für einen Blödsinn?"

„Nein, mein Freund, das stimmt so nicht ganz", ließ sich der Teddy nicht von seinen Worten abbringen, „es gibt Krebs als Krankheit und den Krebs als Tier, das am Wasser lebt. Und ich meine hier nicht das Tier, sondern die Krankheit an der deine Mutti gestorben ist."

Au weia!

Jetzt war es ihm doch tatsächlich raus gerutscht. Dabei wollte der Teddybär Werner gegenüber doch nicht vom Tod reden.

Aber nun war es zu spät.

Er konnte nur hoffen, dass Werner ihm nicht genau zugehört hatte.

Doch da irrte er sich ganz gewaltig.

Denn schon kam ganz aufgeregt von Werner „Tod??? Hast du wirklich gesagt meine Mami ist tot??? Sag mir sofort die Wahrheit!!!"

Seine Worte überschlugen sich dabei förmlich.

Jetzt gab es kein zurück mehr!

Der Teddy hatte A gesagt und musste jetzt auch B sagen, soviel stand fest. „Es tut mir unendlich leid, Werner, aber deine Mutti ist im Krankenhaus gestorben, und nun ist sie tot."

Mit vor Schreck geweiteten Augen schaute der Teddybär Werner jetzt in die Augen.

Wie würde der kleine Junge diese Nachricht wohl aufnehmen?

 

„Bitte, bitte, bitte!!!" Werner fiel bei diesen Worten auf die Knie und begann zu flehen „Bitte sag mir doch, dass das nicht wahr ist! Das darf einfach nicht wahr sein!!! Ich brauche meine Mami doch sooo sehr ..."

Ein Meer von Tränen stürzte in diesem Augenblick aus den großen Augen des kleinen Kindes, die sich sofort fast schwarz vor Trauer färbten.

Werner wurde von diesen so sehr geschüttelt, dass er darunter fast gefallen wäre.

Erst im letzten Moment gelang es dem Teddy seinem kleinen Besitzer den nötigen Halt zu geben. Ach, hätte er doch bloß nichts gesagt ...

 

„Nein, Werner, das kann ich dir nicht sagen, denn es wäre nicht die Wahrheit. Und ich habe dir doch immer wieder versprochen, dass ich dich nicht anschwindeln werde."

Von der fürchterlichen Trauer des Kindes angesteckt standen jetzt auch die großen Kulleraugen des Teddybären voller Tränen.

Doch er wusste insgeheim, dass es richtig war dem kleinen Jungen die Wahrheit gesagt zu haben.

„Aber waaarum??? Warum durfte meine Mutti nicht wieder gesund werden? Ich war doch immer ganz lieb zu ihr. Oder habe ich sie irgendwann einmal ohne es zu wissen so geärgert, dass sie nicht mehr bei mir bleiben wollte???"

„Du hast sie ganz sicher nicht tot geärgert. Doch warum sie von dieser Welt gehen musste, das weiß allein der liebe Gott, bei dem sie jetzt ist."

„Kommt sie denn nun wirklich nie wieder zu mir zurück? Darf ich sie wirklich nie, niemals wiedersehen???"

Mit von Tränen erstickter Stimme kamen diese Fragen von Werner.

„Nein,Werner, deine Mutti kann in diesem Leben nie wieder zu dir zurückkommen. Aber sehen kannst du sie dennoch, wenn du nur fest genug daran glaubst. Denn sie ist immer bei dir und auch überall. Mach einmal deine Augen ganz fest zu und denk an sie ..."

„Und dann???" Der kleine Bub beharrte auf einer Antwort.

So schnell würde er sich sicher nicht zufrieden geben, das erkannte der Teddy sofort.

„Wenn du ganz fest die Augen schließt und an deine Mutti denkst, dann wirst du auch merken, dass sie ganz nahe bei dir ist. Denn sie liebt dich ebenso sehr wie du sie."

„Das glaube ich dir nicht, denn wenn sie mich lieben würde, dann hätte sie mich niemals verlassen können!" Trotzig blitzten bei diesen Worten die Augen des Kindes den Teddy an.

„Doch Werner, deine Mutti liebt dich über alles. Deshalb bleibt sie dir auch für immer ganz nahe. Das weiß ich ganz genau. Aber ..."

„Was ist aber???"

„Sie ist furchtbar unglücklich darüber, dass du so sehr darunter leidest, dass sie nicht mehr bei dir sein kann! Und so furchtbar unglücklich kann sie im Himmel auch nicht froh werden. Doch so lange sie nicht froh werden kann, so lange kann es ihr im Himmel auch nicht gut gehen. Willst du das?"

„Stimmt das auch wirklich???" Ungläubig sah Werner seinen Teddybären an.

„Ja, Werner, das stimmt ganz sicher. Doch nun sag mir doch einmal, möchtest du, dass deine Mutti unglücklich ist, oder möchtest du sie lieber froh wissen?"

Der Teddy drängte auf eine Antwort, denn er wusste, wenn sich Werner dazu entschließen konnte, dass seine Mutti im Himmel froh sein sollte, dann hätte er einen ganz wichtigen Schritt auch für den kleinen Werner geschafft.

 

„Meine Mutti soll nicht traurig sein ...", kam es auch schon sehr bald nachdenklich von dem Kind, „aber was können wir denn tun, damit sie wieder froh wird? Ich bin doch eben so traurig darüber, dass sie nicht bei mir ist. Denn ich brauche sie doch sooo sehr!!!"

Wieder kullerten dicke Tränen über das kleine Gesichtlein des Kindes.

Doch dieses Mal schämte sich Werner nicht mehr wegen seiner Tränen. Denn er war davon überzeugt, dass er jetzt wo er wusste, dass seine Mutti gestorben war jeden Grund hatte traurig zu sein.

„Wenn du wirklich möchtest, dass deine Mutti im Himmel nicht mehr traurig ist, dann musst auch du hier auf der Erde wieder froh werden. Verstehst du das?"

Voller Mitleid schaute der Teddybär den kleinen Werner bei diesen Worten an.

Das blieb auch dem Kind nicht verborgen. Trotzdem erklärte es seinem Teddy: „Nein, das verstehe ich nicht, denn wie soll ich denn ohne meine Mutti wieder fröhlich werden. Das geht doch gar nicht!!!"

Davon war Werner felsenfest überzeugt.

„Wir müssen einen anderen Weg finden um meine Mutti wieder froh zu machen ..."

„Werner, ich kann wirklich sehr gut verstehen, dass du traurig bist und auch, dass dir deine Mutti wirklich sehr fehlt."

Der Teddy atmete tief durch, um sogleich fortzufahren. „Aber wenn du möchtest, dass es deiner Mami im Himmel gut geht, dann musst du dich bemühen hier auf Erden wieder fröhlich zu werden. Im anderen Fall kann deine Mutti im Himmel nicht zur Ruhe kommen und gesund werden. Und das willst du doch ganz bestimmt nicht, oder?"

„Mmmh ..."

Nachdenklich schaute der kleine Werner in diesem Moment auf das Kreuz über seinem Bettchen.

„Aber wie soll ich denn hier ohne sie wieder fröhlich werden??? Geht denn das überhaupt ...?"

„Ja, Werner, das geht. Du musst nur ganz fest an deine Mutti denken und dann wirst du merken, dass sie dich nicht wirklich für immer allein gelassen hat", wiederholte der Teddybär die Worte, die er dem Kind bereits gesagt hatte.

„Wenn ich das mache, kann ich dann auch wieder mit ihr reden?"

„Du kannst immer mit ihr reden, und wenn du ganz tief in dich hinein horchst, dann wirst du auch feststellen, dass deine Mutti dir antwortet! Also, was ist, willst du es nicht zumindest probieren?"

Zögernd schaute sich der kleine Werner um, und er brauchte eine ganze Weile, um diese Worte in sich aufzunehmen.

 

Dann zeichnete sich ein zaghaftes Lächeln um seinen Mund ab, und er begann zu sprechen.

„Ja, wenn das wirklich so ist ... - dann kann ich es ja zumindest einmal probieren ..."

„Willst du mir das versprechen?" Mit großen Augen schaute ihn sein Teddy forschend an.

„Hmmm ... - ja gut, ich verspreche es dir. Aber wenn du mich beschwindelt hast, dann spreche ich nie wieder mit dir! Ist das klar???"

Allein schon der Blick des kleinen Jungen verriet wie ernst er diesen Ausspruch meinte.

Sein Teddybär aber nickte nur stumm dazu.

Dann sagte Klein-Werner seinem Teddy gute Nacht und schlüpfte in sein Bettchen. Dort betete er und schon fielen ihm die Äuglein zu.

 

Kaum eingeschlafen befand er sich im Reich der Träume, und es tat sich eine wunderschöne, bunte Landschaft vor ihm auf.

Ganz fremd, und doch zu schön sah es hier aus.

Er schaute sich gerade in der Umgebung um, als eine Stimme ertönte.

„Komm ... - ja, komm nur näher."

„Wer ... - ich etwa???" fragte der kleine Junge die ihm unbekannte Stimme.

„Ja, Werner, dich meine ich. Komm nur näher. Ich möchte mich mit dir unterhalten."

„Wer bist du?"

„Ich bin dein Schutzengel, und ich möchte dir etwas erklären, damit du nicht mehr traurig bist", ließ sich die Stimme vernehmen. Und Werner, der zwar immer noch etwas verdutzt aber nicht minder neugierig war, ging ganz langsam und vorsichtig in die Richtung aus der die Stimme gekommen war.

Je näher er der Stimme kam, umso mehr begann die Landschaft um ihn herum zu erstrahlen.

So etwas Schönes hatte Werner noch nie zuvor gesehen!

 

Auf einmal sah er eine Wolke und auf ihr zwei wunderschöne Gestalten.

Eine davon hatte, das sah er gleich, zwei ganz große weiße Flügel.

Die andere Gestalt nahm er wie durch einen Nebelschleier wahr.

„Komm zu mir, fürchte dich nicht. Ich tu dir ganz sicher nichts böses ...", sprach die Gestalt mit den großen Flügeln sogleich zu dem Kind.

Werner ging schnurstracks auf sie zu, um genau vor ihr stehen zu bleiben.

„Wie komme ich hierher und was mache ich hier?"

Neugierig betrachtete der Junge den Engel.

„Ich habe dich herkommen lassen, weil ich es nicht mehr mit ansehen konnte, dass du jeden Tag und jede Nacht so furchtbar unglücklich bist, seit deine Mutti zu uns in den Himmel kam", erklärte der Engel dem Kind.

„Aber ebenso wenig können wir es hier ertragen, dass deine Mutti nicht ganz und gar zu uns kommen kann, weil sie deine Traurigkeit nicht ertragen kann. Schau sie dir bitte an ...", damit zeigte der Engel auf die Person hinter der Nebelwand. „Sie wird in dieser Nebelwand bleiben müssen, so lange du sie nicht loslässt sondern in deiner Traurigkeit weiterhin versinkst."

Es kehrte eine Pause ein, in der der Engel den kleinen Buben sehr genau betrachtete.

Dann sprach er weiter.

„Deiner Mutti könnte es hier bei uns wirklich gut gehen, und sie könnte dich rund um die Uhr mit ihrer Liebe begleiten. Aber dazu bist du jetzt gefordert. Denn nur du kannst sie erlösen. Verabschiede dich von ihr, und dann lass sie zu uns kommen. Du aber geh dann deinem jungen Leben wieder nach und freue dich darüber, dass es deiner Mutti bei uns gut geht und sie bei uns keine Schmerzen mehr ertragen muss. Willst du das tun?"

„Wer sagt mir, dass du mir die Wahrheit sagst?"

Mit großen Augen sah Werner dem Engel mitten ins Gesicht.

„Werner, weißt du denn nicht, dass wir Engel immer die Wahrheit sagen???"

„Doch eigentlich schon ...", bekannte daraufhin das Kind reumütig.

„Wie kannst du mir dann eine solche Frage stellen?"

Prüfend betrachtete der Engel bei dieser Frage den kleinen Jungen.

„E ... - entschuldige bitte", kam es stotternd von Werner, der bei der Frage des Engels sehr erschrocken war. „Aber ich sehe doch zum ersten Mal einen Engel."

„Das stimmt soweit schon, aber was ist jetzt, willst du dich von deiner Mutti verabschieden und sie loslassen, damit sie dich von dieser Seite aus in Zukunft auf all deinen Wegen begleiten kann?"

Werner musste zuerst darüber nachdenken. Das sagte er auch seinem Schutzengel.

 

Nach einer Weile machte er wieder den Mund auf.

„Ich habe es mir überlegt und will es tun. Denn ich möchte wirklich, dass es meiner Mutti gut geht. Und wenn ich ihr damit helfen kann, dass ich mich von ihr verabschiede, dann will ich das auch machen und versuchen wieder froh zu werden. Aber du musst mir ganz fest versprechen, dass es meiner Mutti dann wirklich für immer gut geht. Versprichst du mir das?"

„Das will ich dir gerne versprechen, denn wer zu uns in den Himmel kommt der kommt hierher damit es ihm für immer gut geht. Das ist bei deiner Mutti der Fall. Sie war auf Erden immer gut und von Liebe erfüllt. Deshalb wird sie hier von allen irdischen Qualen befreit, um für immer die Freuden des Himmels erleben zu können."

„Gut, dann sage ich jetzt meiner Mutti lebe wohl ... - darf ich sie noch einmal dazu in die Arme nehmen?"

Mitleidig schaute der Schutzengel den kleinen Werner an.

„Nein, kleiner Mann, das kann ich dir leider nicht erlauben, denn du weißt ja, dass deine Mutti tot ist. Aber mach dir keine Sorgen ... - schau jetzt lieber mal ganz genau hin ..."

 

In diesem Moment erhoben sich die Nebelschleier und die Sicht auf die zweite Gestalt wurde ganz und gar klar. Nun erkannte der kleiner Werner seine geliebte Mutti.

Ein Lächeln verband in diesem Augenblick Mutter und Kind, das so herzlich war, dass sogar dem Schutzengel von Werner Freudentränen in die Augen stiegen.

„Jetzt müssen wir fort, aber deine Mutti wird immer bei dir sein wenn du sie brauchst und ich auch ..."

Ein kurzes Winken folgte, dann wachte das Kind auf.

 

Von diesem Augenblick an begann der kleine Werner wieder zu lächeln. Und jedes Mal, wenn er die Augen schloss und ganz fest an seine Mutti dachte, sah er dieses Bild vor sich und konnte sicher sein, dass seine geliebte Mutti immer bei ihm sein würde ...

 © Gisela Segieth

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