Weihnachtsland
Mutters Wünschlein
Das Weihnachtsfest ist fast vorbei
und was gewünscht, glaubt mir, das sei
fast alles unterm Baum gelandt
das hat mir's Christkind heut bekannt.
Der Vater kriegte, nein der Gute,
ganz sicher keine Ruprechtsrute
viel öfter dafür Schnaps und Wein
nur oft bekam ihm das nicht fein.
Ein jedes Kind wurde beschert
und hat sich nicht einmal beschwert
denn es gab doch so viel zu sehn'
konnt' es auch längst nicht alls verstehn.
Für Oma und den Großpapa
da waren auch Geschenke da
sie freuten sich, packten sie aus
dann lebten sie in Saus und Braus.
Die Onkel, Tanten und Cousinen
pickten sich raus schnell die Rosinen
die warn als Gutscheine getarnt
und keiner hat davor gewarnt.
Ein jeder war nun gut gelaunt
bis Franz mir hat ins Ohr geraunt
ich glaube etwas läuft hier schlecht
die Mutter kriegt nichts, ist das recht?
Was wurd aus Mutters Wunsch denn nur
was wollte sie, sag, eine Uhr
ich weiß, sie schrieb was Kleines auf
nur komme ich jetzt nicht mehr drauf.
Sonst würd' ich sicher morgen laufen
der Mutter um die Ecke kaufen
was sie sich wünscht, wenn dies nur ging
und wäre es ein goldner Ring.
Was tu ich jetzt, was kann ich machen
mir ist so gar nicht mehr zum Lachen
der Wunschzettel, er ist doch weg
oh Christkindchen, ist das ein Schreck.
Ich wußte mir gar keinen Rat
so dass ich alle Englein bat
ach bitte, helft mir doch noch heut
damit die Mutter sich auch freut.
Ganz ratlos schauten sie mich an
wurden sehr traurig, meinten dann:
„Das Christkind konnte es nicht lesen
was von der Mutter war gewesen."
Und so konnts Christkind auch nichts bringen
mag dies nun auch sehr drastisch klingen
doch sie hat soviel Lieb im Herz
dass sie verkraftet auch den Schmerz.
Im nächsten Jahr wird alles gut
sag ihrs, ich schicke ihr den Mut
die Wünsche ganz groß aufzuschreiben
damit sie auch nicht übrig bleiben.
Damit flogs kleine Englein fort
und ich erfüllte prompt mein Wort
richtete Muttern alles aus
sie schluchzte nur, es war ein Graus.
Denn Mutters Wünschlein war so klein
dass unser liebes Christkindlein
es nicht einmal entdeckte hier
so sind die Mütter, glaubt es mir.
Sie sind sehr gern für andre da
doch ihre Tränen niemand sah
die sie geweint, ganz heimlich still
da kaum jemand sie sehen will.
Dabei wünscht Muttern sich doch nur
die Kinder gehen in der Spur
der Mann geht ihr auch mal zur Hand
doch das bleibt oftmals unerkannt.
Und dieses Wünschlein, glaubt es mir
das findet unser Christkind hier
wer weiß, vielleicht im nächsten Jahr
damit es wird dann auch mal wahr.
Ich wünsch es allen Müttern sehr
denn dieser Wunsch wiegt für sie schwer
drum wird er wohl auch kaum benannt
und was draus wird ist unbekannt.
© Gisela Segieth
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